Presse-Leserbrief zu Schellhorn "Am Lagerfeuer ..."

In der Wochenendausgabe der Presse vom 18. Oktober 2008 erschien ein Beitrag unter dem Titel "Am Lagerfeuer der profitlosen Gesellschaft" von Presseredakteur Franz Schellhorn. Mein Leserbrief an die Presseredaktion dazu:

S.g. Hr. Schellhorn,

Sie lassen mich - und wahrscheinlich nicht nur mich - mit Ihrem Beitrag ratlos zurück:

Sie stellen die Frage "Was Kapitalismus kann - und wofür er nichts kann" und beantworten sie bis zum Schluss nicht.
Ihre Frage "Ist das Flugzeug am Ende?" weist sie als Zyniker aus, aber nicht als jemanden, der bereit ist, zu einer komplexen Frage qualifiziert Stellung zu nehmen. Es macht nämlich auch keinen Sinn, wenn ein Pferd tot ist, nach anderen toten Pferden zu suchen - um ihre Conslusio gleich vorweg zu kommentieren.

Zur Sache:
Sie kritisieren die Marx-Zitierer. Warum eigentlich? Welcher Angstreflex steckt denn da dahinter? Marx ist (leider) der einzige - bis heute (!) - ernst zunehmende Wissenschafter, der sich theoretisch fundiert mit der Problematik der Kapitalakkumulation auseinander gesetzt hat. Und es ist traurig genug, dass noch niemand eine fundamentale Kritik an seinem Werk gelungen ist. Ich bin mir sicher, dass seine Therorie in weiten Teilen noch immer gültig ist. Im Westen gilt Marx als Tabu. Aber: Die neoliberalen Ansätze haben augenscheinlich komplett versagt. Es wird die Antwort der Wissenschaft zu deren Modellversagen abzuwarten sein, ich sage ihnen aber ein vernichtendes Urteil voraus. Und was wird dann kommen? Eine Rennaissance in der Auseinandersetzung mit der Marxschen Theorie. Ich wünsche mir eine Synthese zwischen marktwirtschaftlichen Prinzipien, abgefedert durch soziale Komponenten (Genossenschaften, Grundsicherung) und einem Regelwerk, das dämpfend auf die Gier der Menschen wirkt (Tobinsteuern auf Kapitalverkehr, Verbot von realwirtschaftlich entkoppelten Geschäften, etc.). Weil dann hätte Marx letztlich auch recht behalten. Aus einer Krise des Kapitalismus ein neues, besseres Modell zu entwickeln: Die Synthese aus Selbstregelung und Steuerung.

P.S.: Ich würde mir wünschen, dass derartige Beiträge in Hinkunft unter "Kommentare" veröffentlicht werden und nicht als redaktioneller Analysebeitrag dem Presse-Leser untergeschoben werden. Das ist der Presse nicht würdig.

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