Mittwoch, 17. Juni 2009

Die Grünen haben Angst vor ihren Wählern

Nun ist heute der letzte Tag der Grünen Vorwahlen. Zeit für mich ein kurzes Resumee zu ziehen.

Vornweg: Ich war einige Jahre Funktionär der Wiener Grünen, saß in der Landeskonferenz - angeblich dem strategischen Lenkungsgremium der Wiener Partei - und habe mich aktiv engagiert. Aufgrund meiner Lebensumstände habe ich mich 2005 aus dieser aktiven Arbeit völlig zurück gezogen. Parteimitglied bin ich noch immer.

Mein Befund
war bereits damals, dass die Grünen sich intern selber im Weg stehen. Endlose Diskussionen die meist in der Landeskonferenz in Statutendebatten gemündet haben. Kaum Visionäre in der Partei und wenn versucht worden ist, Strategien und Visionen zu diskutieren, endete es immer gleich: Die Ideen wurden solange zerpflückt und zerredet, bis nichts mehr übrig geblieben ist.

Meiner Einschätzung nach dominieren in der Partei zu viele Selbstdarsteller, ideolgisch aus der Linken kommende 68er und unprofessionelle Menschen, die sonst nirgends eine Plattform gefunden hätten, wo mit soviel Geduld auch dem größten Schwachsinn genügend Redezeit zur Verfügung gestellt wurde. Wer die Termine aussitzen konnte, hatte gewonnen. Wer die höhere Leidensfähigkeit besaß, hatte auch gewonnen, weil am Schluss viele W.O gegeben hatten.
So auch ich. Zu oft kam ich zu dem Schluss, dass dort agiert wird nach dem Motto "if you can't convince them - confuse them!"

Begeisterung in den Bezirken
Was ich aber immer wieder wahrgenommen hatte, war die Begeisterung derer, die in Bezirksgruppen arbeiteten. Dort war der Idealismus gemeinsam mit Engagement und Motivation noch da. Ich habe immer wieder gemerkt, dass die wahre Politik dort stattfand, an der Basis, weil diese Politik direkt an den Menschen "draußen" andockte.

Grüne Vorwahlen wollten andocken
Ich sehe heute die grünen Vorwahlen wie eine virtuelle Bezirksgruppe, die allerdings ganz anders funktioniert. Keine lokal beschränkte Gruppe, keine lokal beschränkten Themen, sondern die Vielfalt, die das Internet mit all seinen Möglichkeiten bietet.

Wenn die Grünen es nicht schaffen, ihre Angst vor diesem "unbekannten Bezirk" zu überwinden, dann verlieren sie damit nicht nur den Kontakt zu diesen Menschen in diesem neuen "Bezirk", sondern stoßen auch viele in deren Umfeld vor den Kopf. Der Imageschaden ist heute schon beträchtlich, wenn man sich die Meldungen in den klassischen Medien dazu auch noch ansieht.

Die Ideologen, die selbst immer wieder aufgestanden sind und ihre Parolen aus den 68er getrommelt haben, werden nun selbst zu den blockierenden Machthabern. Die Revolution frisst ihre Kinder und die Grünen haben Angst vor ihren Wählern.

Es gibt noch eine kleine Chance das Ruder rumzureißen und sich nachhaltig zu öffnen - die Wiener Grünen stehen vor einer Nagelprobe, wie es auch Peter Drössler formulierte. Am Sonntag auf der Landesversammlung kann ein weiteres Zumauern der Grünen noch verhindert werden. Paradoxerweise kommen die diesbezüglichen Anträge auch von Menschen mit Bezirksgruppenbackground.

Nachtrag1: Wie ich erst nach Veröffentlichung dieses Artikels gesehen habe, geht es Gerald Bäck in seiner Einschätzung über Grüne Mechanismen ähnlich.
Zitat daraus: "Das Rezept war ganz einfach: Die SympathisantInnen wurden so lange frustriert, genervt und schließlich verarscht, bis es den meisten zu recht reicht. "

Nachtrag2: Im übrigen kann ich auch Klaus Werner Lobos Artikel Ich unterwandere jetzt mal schnell die Grünen zu 100 % unterschreiben

Nachtrag3: Und Tom Schaffer find ich auch cool mit dem Grünen Vorwahl Karren

Trennung von Staat und Religion

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Zuletzt aktualisiert: 3. Okt, 12:57

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